... nachdem er sich auf Ibiza niedergelassen hatte, studierte er die nächsten fünf Jahrzehnte ausführlich die ibizenkischen Landhäuser.
Vor allem Ses Feixes, in denen er von Anfang an die Verbindung mit dem antiken Ägypten gesehen hatte. Seine detaillierten Notizen und die Zeichnungen dieser
Nassfelder erlaubten es, sie ausführlich zu dokumentieren und nachzuweisen, wie diese Feuchtgebiete in den fünfziger Jahren ausgesehen haben und nach und nach abgebaut wurden.
Der Kanadier sprach mit Baumeistern und dokumentierte alles, um diese traditionellen Felder zu bewahren und in manchen Fällen sorgar den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.
Seine Forschungen führten ihn dazu, die These zu entwickeln, dass die antiken Landhäuser Ibizas ihren Ursprung in den geradlinigen Häusern des Neolithikums im Nahen Osten hatten.
Blakstad reiste um die halbe Welt, suchte nach architektonischen Verbindungen, um die Wurzeln der ibizenkischen Finca zu erklären und kam zu dem Entschluss, dass es ein tausendjähriger architektonischer Stil war. Trotz aufeinander folgender Eroberer und einer Vielzahl von Zivilisationen, die Ibiza und Formentera besiedelt haben, sagte Blakstad, dass die Architektur der Insel die treue Nachbildung der phönizischen Konstruktionsweise ist.
Laut seiner Theorie hatte die Erhaltung dieser antiken Bauart mit der Gleichgültigkeit der verschiedenen Eroberer der Insel gegenüber der Landbevölkerung und ihrer Lebensweise zu tun. Denn um die Kontrolle über die Insel zu bewahren, reichte es, sich auf die Zitadelle von Dalt Vila zu beschränken, und so wurde der Grundsatz des materiellen Wesens der ibizenkischen Kultur nicht von Römern, Byzantinern, Westgoten noch von Arabern verändert.
Für Blakstad gab es keinen Zweifel daran, dass die ursprüngliche Architektur von Palästina die gleiche war wie die von Ibiza, d.h. die der Phönizier. Er beschrieb wiederholt die Ibizenker als "Leute von Kanaan", da für ihn die Wurzeln die selben waren.
Seine Forschungen fanden archäologische Reste in Syrien, Libanon und Palästina, die den Fincas entsprachen, da sich in deren Bauart charakteristische Elemente fanden, wie unter anderem die Wacholder-(Sabina-)Balken in den Dächern. Blakstad bot sich sogar den Palästinensern an, ihre ursprüngliche Architektur wiederzuerlangen - nach dem Friedensabkommen in 1993 zwischen Rabin und Arafat.
Nach seiner Reise um das östliche Mittelmeer auf seiner Suche nach Parallelen in der Konstruktion, fasste Blakstad die Ergebnisse seiner Analyse in zwei Publikationen zusammen:
"Guia de la Architectura de Ibiza y Formentera" (in Zusammenarbeit mit dem Architekten Elias Torres, 1980) und "La casa eivissenca. Claus d'una tradició mil lenària" (veröffentlich im Jahr 2013).
Seine Werke umfassen alle Informationen, die von ihm gesammelt wurden, um die Ähnlichkeiten der Bauwerke und der Bräuche Ibizas mit denen der verschiedenen Orte im Nahen Osten, die ebenfalls phönizische und karthagische Wurzeln teilen, zu demonstrieren.
Seine Reisen und Studien haben die These unterstützt, dass sich die traditionelle ibizenkische Architektur, seit der Besatzung der Phönizier und der Karthager, vor mehr als zwei Jahrtausenden kaum verändert hat.
In verschiedenen Ausführungen Blakstads kann man die Wurzeln der orientalischen Ästhetik erkennen, während er für andere Häuser den Stil der ibizenkischen Finca hervorgehoben hat.
Die Innenräume wurden von ihm so konzipiert, dass die Nachteile der traditionellen Finca "verbessert" wurden. Das bedeutete vor allem eine Zunahme an Licht und Raum.
Man kann sagen, dass der Name Rolph Blakstadt auf Ibiza gleichbedeutend mit einem schönen und unverwechselbaren Design ist, das stark von den historischen Grundlagen der Insel beeinflusst ist, kombiniert mit einem authentischen Stil einer persönlichen Interpretation und eine intellektuelle, emotionale und intuitive Herangehensweise an die Arbeit.
Rolph Blakstad (1929 in Vancouver geboren) hatte eine schon umfangreiche Karriere bevor er nach Ibiza kam. Mit 21 Jahren studierte er Kunst-, Mittelalter- und Renaissance-Architektur in Florenz, als er bei einer Reise in Marokko von der traditionellen islamische Architektur und Handwerkskunst inspiriert wurde. Zusätzlich arbeitete der Kanadier im Theater und Fernsehen als Schauspieler, Operator und Szenograph, machte Dokumentarfilme über Wildtiere in Afrika und arbeitete als Zeichner von archäologischen Denkmälern für die britische Regierung.
Er kam zum ersten Mal in 1956 nach Ibiza, als die Fähre von Denia auf dem Weg nach Mallorca einen Zwischenstopp machte und war von der Insel so fasziniert, dass er blieb statt seinen ursprünglichen Reiseplan nach Mallorca fortzusetzen. Er lebte fortan auf Ibiza bis zu seinem Tod in 2012.
Zu jener Zeit, gab es in Ibiza kaum jene moderne Bequemlichkeiten an die Blakstad und seine Frau gewohnt waren, aber sie fanden eine entspannte, gediegene Atmosphäre und jene tiefen kulturellen Wurzeln, nach denen sich beide sehnten. Blakstads Hunger nach Wissen und sein Interesse an antiker Kultur wurde nach seiner Ankunft auf Ibiza nur noch grösser.
Er interessierte sich nicht nur für Architektur; seine Aufzeichnungen und Studien erstrecken sich auch in andere Bereiche wie Archäologie, Geschichte, Ethnologie und sogar Genetik.
Rolph Blakstad hatte eine Leidenschaft für die ländliche Architektur der Insel und widmete einen grossen Teil seines Lebens der historisch-typologischen Studie.
Obwohl er der Sohn eines Architekten war, absolvierte er niemals ein Architektur-studium. Aus diesem Grund war Blakstad, wie sein Sohn Rolf erklärt, lange eine diskordante Stimme - auch wenn heutzutage immer mehr Experten mit seinen Theorien übereinstimmen.
Als die Enkelin des berühmten Architekten Walter Gropius, Gründer der Bauhausschule, ihn fragte: "Sagen sie mir, Herr Blakstad, was ist ihre Art von Architektur?" Antwortete er: “Ich suche das Baby, das Dein Grossvater nicht beachtet hat".
Das Interesse und die Disziplin, die Blakstad verfolgt hat, unterscheiden sich auch von denen seines Freundes, dem deutschen Bauhaus-Architekten Erwin Broner.
Broner, der seit 1936 auf Ibiza lebte, wandte sich der ibizenkischen Architektur mit Bauhaus-Design-Konzepten und modernen Materialien zu. Der Blakstad-Stil, anderer-seits, könnte als eine Fortsetzung der traditionellen Bauweise Ibizas beschrieben werden und als Versuch, „den Wert der kulturellen Tradition zu erhalten, die auf das moderne Leben angewendet werden kann“. Mit anderen Worten, Blakstads Ansatz hätte nicht verschiedener sein können als der seines Kollegen Erwin Broner.
Er gründete 1967 Blakstad Design Consultants. Seine Forschung wurde die Grundlage seines Designs und seiner Bauweise für über 40 Jahre.
Er studierte ausführlich die ibizenkische Architektur, als sie noch eine relativ „übersehene“ Tradition war, die mit den Bauern lebte und deren Regeln von Generation zu Generation fast ausschließlich mündlich übertragen wurden.
Heutzutage führen seine Söhne Rolf und Nial das Geschäft, das die Familientradition repräsentiert. Eine lebendige Tradition, die sich an veränderte Umstände anpasst, die aber immer noch auf den Linien und Formen der Bauform der Insel basiert.
Die Werke von Blakstad Design Consultants werden an die veränderten Umstände, Bedürfnisse und Technologien angepasst, die durch den modernen Lebensstil diktiert werden, aber immer treu aus architekto-nischer Sicht in Beziehung auf die histo-rischen Bedingungen, die ihr Vater so intensiv erforscht, studiert und dokumentiert hat.
Text & Bilder Ken, Kelosa
1804-1910-2103