Machen Sie doch mal einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit der traditionellen, landwirtschaftlichen Welt "unserer" Insel: Besuchen die das Kulturzentrum Sa Punta des Moli in der Bucht von Sant Antoni.
Der Ortsname Sa Punta des Moli ist relativ jung. Seit 1786 bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Gegend unter dem Namen Punta de sa Font bekannt und bezog sich auf eine Süsswasserquelle, die dort aus dem Meer strömte.
So wie sich Sa Punta des Moli heute präsentiert, ist der Gemeinde Sant Antoni, vielen privaten Initiativen und Spenden zu verdanken: Die Windmühle, das Bauernhaus, das Wasserrad und die Ölpresse - alles liebevoll restauriert und renoviert - ein Stück ibizenkischer Geschichte zum Anfassen ...
Offenbar wurde Olivenöl auf Ibiza schon im 5. und 6. Jahrhundet v.Cr. als Nahrungsmittel benutzt. Im Gegensatz zu anderen Gegenden wurden die reifen Oliven hier auf nicht direkt vom geerntet, sondern vom Boden aufgesammelt. In der Ölmühle wurde dann das Öl mit einer Presse gewonnen. Diese arbeitsreiche und aufwendige Prozedur kann man hier an Ort und Stelle nach-vollziehen.
Die Windmühle von Sa Punta des Moli war die beliebteste der drei Getreide-Mühlen (Moli d'en Simó und Moli d'en Gasparó) im Bezirk von Sant Antoni und wegen ihrer ausgezeichneten Mahl-Qualität geschätzt.
Die Menschen kamen mit ihren Pferdekarren sogar aus Sant Josep und aus Sant Agusti um hier Gerste und Weizen zu mahlen und daraus das nötige Mehl für ihr Brot zu erhalten. Als Gegenleistung erhielt der Müller einen kleinen Teil davon. Man konnte auch mit Geld bezahlen, aber meistens wollte er lieber seinen Anteil vom Korn haben, weil dieses knapp war. Der Müller überwachte die Arbeit und war gleichzeitig verantwortlich für die Mahl-Qualität. War diese schlecht, musste er das Korn ersetzen.
Fotos: visit.santantoni.net
Angeblich wurden die Windmühlen von Sant Antoni, wie viele andere auf Ibiza, um 1920 stillgelegt. Wahrscheinlich waren die neuen Mehlfabriken der Grund dafür. Joan Varó, Enkel des letzten Müllers, erinnerte sich aber, dass die Mühle von Sa Punta erst zwischen 1928 und 1929 ihren Betrieb einstellte.
Nach weiteren Aussagen von Joan Varó gab es einen Stein auf dem Anwesen mit der Inschrift "1818 Molino de Buenavista". Man nimmt daher an, dass die Mühle in diesem Jahr gebaut wurde.
Der letzte Müller der Mühle war Joan Bonet Torres de Cala Salada. Sein Sohn sollte Land und Mühle erben. Der wanderte aber nach Kuba aus und kehrte nie mehr zurück. Seine beiden Töchter Maria und Agnés erbten dann alles.
Maria heiratete einen Fischer aus Alicante, Tomás Veró, dessen Spitzname Frasquito seit dieser Zeit untrennbar - auch durch die Freundschaft mit dem grossen deutschen Philosophen Walter Benjamin - mit Sa Punta verbunden ist. Die Familie lebte damals im Mühlhaus, obwohl der Mühlbetrieb schon eingestellt war.
Später wurde der Besitz verkauft und nach verschiedenen Eigentümern erwarb die Gemeinde von Sant Antoni 1995 das Anwesen. Heute werden in Sa Punta des Moli Open air-Konzerte und besondere Events abgehalten und - in dem hübschen Bauernhaus z.B. in der Walter Benjamin Hall werden wechselnde Ausstellungen vorgestellt.
„Adieu Traditionen, adieu ihr Balladen, ihr wunderbaren Kleider voll von Farben und Geschichte. Vielleicht wirst du, Ibiza, wohlhabendere Tagen kennenlernen. Ich wünschte aber, du würdest dieser Invasion widerstehen und so deine Sitten und Traditionen, dein erhabenstes Erbe retten.
schrieb Walter Benjamin
bei einem seiner Aufenthalte 1932/1933
in Sa Punta des Moli
Sie erreichen diese wunscherschöne Freiluft-(Museums)-Anlage zu Fuss über die Strandpromenade von Sant Antoni oder mit dem Auto über die Landstrasse, die Sant Antoni mit Sant Josep verbindet, indem man die Abzweigung rechts nach Port des Torrent nimmt.
Noch ein Tipp: Im Fremdenverkehrsbüro in Sant Antoni liegt kostenlos ein kleiner Reiseführer über die Anlage Sa Punta des Moli aus. Erhältlich auch in Deutsch.
HFMS-1810